HOLT – beyond tradition

04—05 bis 14—05—2016

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Designforum Steiermark Pop Up
, Österreich
04—05 bis 14—05—2016
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Sich auf die handwerkliche Tradition besinnen, aber nicht stehen bleiben, sondern sich weiterentwickeln und so lange dran bleiben, „bis es passt“. So lautet das Credo der derzeit neun Tischlereibetriebe aus der Südoststeiermark, die ihre Möbel und Produkte beim diesjährigen Designmonat Graz im designforum Steiermark am Standort Andreas-Hofer-Platz ausstellen. Die Südoststeiermark, das Vulkanland, scheint nicht nur ein fruchtbarer Boden für Kulinarik im Allgemeinen und hervorragende Weine im Speziellen zu sein, sondern auch für außergewöhnliche Menschen, die mit Leidenschaft und Professionalität etwas erschaffen wollen und genug Tatkraft besitzen, das auch umzusetzen. Von diesem Schlag sind auch Die Kornberg Design Tischler (KBDT) Lenz, Bischoff, Schaden, Prödl, Fellner, Radaschitz, Knaus, Ulrich, Gross; neun Tischlereibetriebe, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Von der familiär geführten Kleintischlerei bis zum Betrieb mit mehreren, gar internationalen Standorten reicht die Bandbreite. Während der eine Luxus-Hotels ausstattet, hat sich der andere mit durchdachten Produkten und Kleinstmöbeln eine interessante Produktionsnische gesucht. Auftraggeber sind der kleine Tante-Emma-Laden ebenso wie der internationale Stararchitekt. Und doch eint sie alle ein „Spirit“ des nicht Alltäglichen, der Experimentierfreudigkeit, des so gar nicht provinziellen Weitblickes.

Kosmopolitisches Nomadentum

Vielleicht liegt es ja am Panorama, das einem die Weinhügel der Region offenbaren. Sicher aber nicht zuletzt an einem umtriebigen Brüderpaar, das seit fünf Jahren die Marke betreut. Die gebürtigen Südoststeirer Georg und Xaver Kettele von der Agentur United Everything kann man als prototypische Vertreter einer jungen, kosmopolitischen Generation von bestens vernetzten Kreativunternehmern bezeichnen. Ihr berufliches wie privates Nomadentum macht ein fixes Büro und Angestelltenteam obsolet; ihr Arbeitsplatz ist wahlweise ein Wiener Kaffeehaus, das Tribeka oder ein Co-Working-Space. Sie arbeiten, wo sie gerade sind, und leben, wo sie gerade arbeiten. Projektweise werden Kooperationen mit Spezialisten eingegangen. Im Rahmen des Designmonat Graz haben sie zuletzt 2015 federführend an der Interior Design Ausstellung SELECTED mitgearbeitet.

HOLT – Design mit Persönlichkeit

Für die KBDT haben Georg und Xaver Kettele gemeinsam mit den Tischlern Holt entwickelt. Es handelt sich dabei um ein Label, das neue Berührungspunkte zwischen dem einzelnen Tischler und dem überregionalen Kunden sucht. 28 Produkte wurden erarbeitet. Durch bewusste Fragestellungen wurde im Prozess eine Haltung entwickelt. Befragt zur Motivation für seine Arbeit, antwortet Matthias Fellner, Tischler der Gruppe ehrgeizig: „Weil ich etwas machen will, worüber sich noch die Urenkel meines Kunden beim Erben streiten sollen.“ Entworfen wurden die Produkte von den Tischlern zusammen mit United Everything in zahlreichen intensiven Workshops und Einzelcoachings. „Obwohl alle Betriebe die gleichen Maschinen haben und das gleiche Holz bearbeiten, hat jeder Tischler seine eigene Herangehensweise und Methode, die seine Persönlichkeit im Produkt widerspiegelt. Diese Persönlichkeit ist wichtig und muss im Produktdesign beachtet werden, da sich der Tischler in seinem Produkt wiedererkennen muss, um es mit Überzeugung produzieren und verkaufen zu können“, so Georg Kettele. Für manche Produkte hat man sich auch Input von „auswärtigen“ Ideenspendern geholt, von Designern wie dem Portugiesen Rui Alves oder dem Österreicher Franz Polzhofer, der sich mittlerweile in Berlin niedergelassen hat. Es wird aber auch weitergedacht. Für einige Produkte wurde bewusst nach Kooperationspartnern gesucht. So wird eine exklusive Bar, direkt mit dem besten österreichischen Gin befüllt, nach England geliefert. Stoffe werden nach höchsten Öko- und Qualitätsstandards in Österreich gewebt. Der Humidor ist nicht nur aus regionalen Hölzern gefertigt, sondern auch mit regional produzierten Zigarren bestückt, die Gartenküche lädt samt regionalem Kochbuch zum kulinarischen Experimentieren ein. Das passt zusammen.

Möbel on Demand

Eine besonders innovative und zukunftsträchtige Idee spiegelt sich in der „Open Desk“-Serie wider, hierbei wird eine Fertigungsdatei online verschickt. Die Einzelteile des gewünschten Möbelstückes können aus einer genormten Holzplatte weltweit mittels einer speziellen Fräsmaschine vom lokalen Produzenten ausgeschnitten und zusammengebaut werden. Die südoststeirische Firma Gross ist die erste Tischlerei Österreichs, die solche „Möbel on Demand“ realisiert. Durch den Wegfall des Transportweges erhält diese Serie auch einen ökologischen Mehrwert. Auch Designs von Holt werden über „OpenDesk London“ online vertrieben und werden demnächst in Büros von Greenpeace stehen. So gut kann Klimaschutz aussehen. Überhaupt wird bei Holt auf die regionale und soziale Nachhaltigkeit der Möbel und Produkte besonderes Augenmerk gelegt. Nicht hippes, inhaltsloses Design, sondern eine zeitlose, Beständigkeit vermittelnde Formensprache, die Funktion und Design verbindet, ist das Ziel. Holt-Produkte zeichnen sich durch Langlebigkeit aus, sowohl in ihrer äußeren Substanz als auch im Design.

Was erwartet den Besucher also bei der KBDT-Ausstellung im designforum Steiermark?

Klassische, funktionale Möbeln in skandinavisch-schlichtem Design, etwa Betten und Tische, ausgeklügelte, ästhetisch ansprechende Regalsysteme, eine extravagante Outdoorküche sowie Produkte, die man bisher vermutlich nicht bei einem Tischler in Auftrag gegeben hätte: handgemachte Skateboards etwa, Humidore, Lampen oder eine „Strombox“, die den Kabelsalat „frisst“ und dabei auch noch gut aussieht. Prädikat: sehenswert!